Tagebuch 30. März 2025

Ich bin wieder vom Morteratsch zurück. Das Wetter im Oberengadin ist rasch beschrieben: Schneetreiben, Sturmböen und kalt wie die Sau. Beim Einfahren auf die Stellplätze muss der Ducato mal zeigen was er kann. Problemlos; leichtfüssig lässt er sich durch die gefrorenen Furchen dirigieren, ganz ohne 4x4 Antrieb. Die Verschränkungen sind gut zu bewältigen. Bergschuhe raus und hoch über die Abhänge des Gletschers. Ich bin full solo und happy wie ein Schweinchen.

Die Auf-und Abfahrt des Berninapasses ist jedesmal eine Augenweide; tief verschneite Landschaft, kaum Verkehr und Aussichten die mir an‘s Herz gehen. Nach zwei anstrengenden Tagen wird heute nicht mehr ‚geiufelt‘, es ist angenehm bei 15 Grad. 

Tagebuch 25. März 2025

Meteo Schweiz war wieder etwas optimistisch. Statt blau ist der Himmel unruhig und das Lüftchen arktisch. Aber egal was solls ausser dass die Batterien so natürlich nicht ganz voll werden. Ichwatschle gemütlich zum Cappuccino, als mir etwas in den Augenwinkel fällt: Serengeti hat einige neue Sonnenbrillen mit den legendären Mineralgläsern neu aufgelegt. Muss haben Faktor 100, das weckt Jugendgefühle! Sohatten wir es auf unseren Sachs Töffli vor rund 4 Dekaden. 

Tagebuch 24. März 2025

Es ist sonnig, stahlblau aber eher kalt. Am Berninapass zwischen San Carlo und Pontresina liegt noch Schnee auf der Strasse. Ich watschle gemütlich ins Dorf, Cappuccino draussen auf der Terasse,dannzu Fuss nach Selva wo der Sentiero Panoramico nach LePrese anfängt. Ich bin motiviert zu laufen und werde bis am 27. März hier Halt machen. Dann geht es weiter nach Pontresina.

Tagebuch 23. März 2025

Ich bin via der Südroute über das Valtellina in Poschiavo gelandet und soeben haben meine Lieblingslatschen ihren Geist aufgegeben. Risse im Oberleder, Sohle komplett abgewetzt nix mehr zu machen.Die Bündner zeigen sich wieder mal von ihrer besten Seite. Ich bekomme endlich mein Chäsfondue obwohl eigentlich nur die Bar offen ist. Im Schussel bin ich zu spät an der Bushaltestelle, der Bus ist schon unterwegs aber der Fahrer sieht mich, hält an und fragt ob ich mit will. By the way der Camping wäre eigentlich auch zu… Das ist der Grund weshalb ich die Bündner so gerne mag! 

Februar 2025 Engadin

Es hat schon Tradition; jedes Jahr Mitte Februar bewege ich mich in's Engadin. Locker tuckere ich am Dienstag von Agno aus über den Julier- und den Ofenpass nach Mustair, wo ich liebe Freunde besuche. 


Das Wetter ist frühlingshaft, viel Schnee ist nicht übrig geblieben. Der Camping Mulins in Mustair hat eine Art Halbbetrieb, Toiletten und Dusche sind offen, Strom und Wasser laufen mehr braucht es nicht. 


Am Donnerstag  ziehe ich weiter an den Morteratsch. Dieser Campingplatz ist mein absoluter Lieblingsplatz geworden. Unglaublich schön bei 1800 Meter liegend, kann man sich hier echt die Haxen ablaufen und auch saftige Bergtouren machen. 


Am Gletscherfuss hat es ziemlich viel Touristen, aber ich nehme einen kleinen Sonderweg, den ich im Oktober entdeckt habe, und steige in Richtung Boval Hütte hoch. 


Nicht dass mir die Touristen nicht passen; aber auf diesen schmalen Wegen macht es in der Schlange keinen Spass und es ist auch nicht ganz ungefährlich.

 

Am Sonntag fahre ich ab in Richtung Julierpass. Keine gute Idee. In Sankt Moritz ist kein Durchkommen, zuviel Verkehr. Ich drehe um und ziehe den Berninapass hoch. 


Der Nebel ist dermassen dicht dass man die Strasse kaum sieht. Erst kurz vor Poschiavo klärt es auf. Via Tirano, Sondrio und Solico erreiche ich den Comersee, dann Porlezza und Lugano und lande am frühen Abend in Agno.

Januar 2025 Agno

Es ist 6 Uhr morgens. Durch das Fenster lächeln mich meine eisüberzogenen Crocs - Plastikschuhe der Gattung schrecklich aber praktisch - an. Ich überlege ob ich den Kaffee vor- oder nach dem Selbstmord mache, nutze dann den Ausblick auf einen Kimbo, mit Bedacht in der Bialetti geköchelt, als Motivator. Schnappe mir die Badehose, Handtuch und Seife und jage in eben diesen Crocs über den Platz Richtung Dusche. So halbnackt sind -2 Grad bei Wind einfach schon die obere Grenze.

An meinem Raumschiff-Kontrollpanel brennen zwei rote Dioden: WC ist voll und Wasser ist aus. Nach dem Kaffee verabschiedet sich das Gas. Mittlerweile flanieren meine drei temporären Adoptivkatzen vorbei. Der Blick sagt alles: Futter her or else.

In einem Wohnmobil zu wohnen bedeutet Arbeit. Im Winter ist die Kocherei eine Scheisse. Am nächsten Morgen weisst Du genau was Du gekocht hast. Geniale Ideen wie Fondue, Raclette oder Fischspiess verwandeln sich in olfaktorische Albträume. Deshalb deklariere ich, dass das Aufreissen einer Packung Bündnerfleisch auch kochen ist.

Aber der Winter hat in einem Bereich etwas zu bieten, den man sich eben erst erschliessen muss. Es ist die absolute Stille und Einsamkeit in den Tessiner Bergen und die unglaublichen Panoramen. Das Bergwandern fordert Ausdauer, da es hier tendenziell eher steil ist, aber die frühen Abende auf diesen Gipfeln sind mit Worten nicht zu beschreiben.