Traumwetter bei leicht kühlem Wind. Ich setze mich erfolgreich gegen den inneren Faulpelz durch. Zuerst geht es nach Selva, einer Hochalp auf den rechtseitigen Talflanken. Der Aufstieg ist recht
steil, 570 Höhenmeter.
Von hier aus steige ich etwas ab und nehme den Sentiero Panoramica nach Le Prese. 640 Höhenmeter, zuerst leicht abwärts dann stotzig direkt nach unten. Hier am See ist es traumhaft, die 10 kilometer
Distanz spüre ich kaum.
Irgendwie hab ich mir etwas verdient; Pizza im Albrici mit zwei Ipa Bierflaschen ist immer eine gute Idee um die Batterien zu laden.
Irgenwie habe ich mal wieder Wurzeln geschlagen. Dann beginne ich oft Dinge die schief gehen. Mit vollem Elan habe ich gestern meine Daunenjacke geschreddert. Jetzt kauf mal hier wo Fuchs und
Hasedutsis sind eine technische Jacke.. Also flugs nach Pontresina. Ich werde fündig, 2 Stunden mit dem Glacier Express hin und zwei Stunden zurück. Andere machen das als Ausflug, und ich verstehe
warum. Die Fahrt ist schon toll, die RHB Strecke ist abenteuerlich verlegt und die Aussichten grandios! Ich erneuere meine Verliebtheit in diese wahrscheinlich schönste Ecke der Schweiz. Darum heute
6Bilder.
Ich bin wieder vom Morteratsch zurück. Das Wetter im Oberengadin ist rasch beschrieben: Schneetreiben, Sturmböen und kalt wie die Sau. Beim Einfahren auf die Stellplätze muss der Ducato mal zeigen
was er kann. Problemlos; leichtfüssig lässt er sich durch die gefrorenen Furchen dirigieren, ganz ohne 4x4 Antrieb. Die Verschränkungen sind gut zu bewältigen. Bergschuhe raus und hoch über die
Abhänge des Gletschers. Ich bin full solo und happy wie ein Schweinchen.
Die Auf-und Abfahrt des Berninapasses ist jedesmal eine Augenweide; tief verschneite Landschaft, kaum Verkehr und Aussichten die mir an‘s Herz gehen. Nach zwei anstrengenden Tagen wird heute nicht
mehr ‚geiufelt‘, es ist angenehm bei 15 Grad.
Meteo Schweiz war wieder etwas optimistisch. Statt blau ist der Himmel unruhig und das Lüftchen arktisch. Aber egal was solls ausser dass die Batterien so natürlich nicht ganz voll werden.
Ichwatschle gemütlich zum Cappuccino, als mir etwas in den Augenwinkel fällt: Serengeti hat einige neue Sonnenbrillen mit den legendären Mineralgläsern neu aufgelegt. Muss haben Faktor 100, das weckt
Jugendgefühle! Sohatten wir es auf unseren Sachs Töffli vor rund 4 Dekaden.
Es ist sonnig, stahlblau aber eher kalt. Am Berninapass zwischen San Carlo und Pontresina liegt noch Schnee auf der Strasse. Ich watschle gemütlich ins Dorf, Cappuccino draussen auf der
Terasse,dannzu Fuss nach Selva wo der Sentiero Panoramico nach LePrese anfängt. Ich bin motiviert zu laufen und werde bis am 27. März hier Halt machen. Dann geht es weiter nach Pontresina.
Ich bin via der Südroute über das Valtellina in Poschiavo gelandet und soeben haben meine Lieblingslatschen ihren Geist aufgegeben. Risse im Oberleder, Sohle komplett abgewetzt nix mehr zu machen.Die
Bündner zeigen sich wieder mal von ihrer besten Seite. Ich bekomme endlich mein Chäsfondue obwohl eigentlich nur die Bar offen ist. Im Schussel bin ich zu spät an der Bushaltestelle, der Bus ist
schon unterwegs aber der Fahrer sieht mich, hält an und fragt ob ich mit will. By the way der Camping wäre eigentlich auch zu… Das ist der Grund weshalb ich die Bündner so gerne mag!
Es hat schon Tradition; jedes Jahr Mitte Februar bewege ich mich in's Engadin. Locker tuckere ich am Dienstag von Agno aus über den Julier- und den Ofenpass nach Mustair, wo ich liebe Freunde
besuche.
Das Wetter ist frühlingshaft, viel Schnee ist nicht übrig geblieben. Der Camping Mulins in Mustair hat eine Art Halbbetrieb, Toiletten und Dusche sind offen, Strom und Wasser laufen mehr braucht
es nicht.
Am Donnerstag ziehe ich weiter an den Morteratsch. Dieser Campingplatz ist mein absoluter Lieblingsplatz geworden. Unglaublich schön bei 1800 Meter liegend, kann man sich hier echt die
Haxen ablaufen und auch saftige Bergtouren machen.
Am Gletscherfuss hat es ziemlich viel Touristen, aber ich nehme einen kleinen Sonderweg, den ich im Oktober entdeckt habe, und steige in Richtung Boval Hütte hoch.
Nicht dass mir die Touristen nicht passen; aber auf diesen schmalen Wegen macht es in der Schlange keinen Spass und es ist auch nicht ganz ungefährlich.
Am Sonntag fahre ich ab in Richtung Julierpass. Keine gute Idee. In Sankt Moritz ist kein Durchkommen, zuviel Verkehr. Ich drehe um und ziehe den Berninapass hoch.
Der Nebel ist dermassen dicht dass man die Strasse kaum sieht. Erst kurz vor Poschiavo klärt es auf. Via Tirano, Sondrio und Solico erreiche ich den Comersee, dann Porlezza und Lugano und lande
am frühen Abend in Agno.
Es ist 6 Uhr morgens. Durch das Fenster lächeln mich meine eisüberzogenen Crocs - Plastikschuhe der Gattung schrecklich aber praktisch - an. Ich überlege ob ich den Kaffee vor- oder nach dem
Selbstmord mache, nutze dann den Ausblick auf einen Kimbo, mit Bedacht in der Bialetti geköchelt, als Motivator. Schnappe mir die Badehose, Handtuch und Seife und jage in eben diesen Crocs über
den Platz Richtung Dusche. So halbnackt sind -2 Grad bei Wind einfach schon die obere Grenze.
An meinem Raumschiff-Kontrollpanel brennen zwei rote Dioden: WC ist voll und Wasser ist aus. Nach dem Kaffee verabschiedet sich das Gas. Mittlerweile flanieren meine drei temporären Adoptivkatzen
vorbei. Der Blick sagt alles: Futter her or else.
In einem Wohnmobil zu wohnen bedeutet Arbeit. Im Winter ist die Kocherei eine Scheisse. Am nächsten Morgen weisst Du genau was Du gekocht hast. Geniale Ideen wie Fondue, Raclette oder Fischspiess
verwandeln sich in olfaktorische Albträume. Deshalb deklariere ich, dass das Aufreissen einer Packung Bündnerfleisch auch kochen ist.
Aber der Winter hat in einem Bereich etwas zu bieten, den man sich eben erst erschliessen muss. Es ist die absolute Stille und Einsamkeit in den Tessiner Bergen und die unglaublichen Panoramen.
Das Bergwandern fordert Ausdauer, da es hier tendenziell eher steil ist, aber die frühen Abende auf diesen Gipfeln sind mit Worten nicht zu beschreiben.